Giudecca Felix

Die Insel Giudecca, die größte der um Venedig liegenden Inseln, war einst ein Ort der Zerstreuung, der von Gärten, Gemüsebeeten und Obstgärten geschmückt war. Seit der Antike entstanden außerdem Kirchen und Klöster, wie San Biagio, auf dessen Gelände schließlich die Mühle Stucky erbaut wurde. Aufgrund der gesundheitsfördernden Wirkung der Luft, die dort weht, wurde dieser Ort seit dem16, Jahrhundert von den venezianischen Patriziern für den Bau von Villen oder Zweithäusern als Sommerfrische gewählt. So entstanden auch die “Landhäuser der Wonnen”, eine Art von Club, wo man Karten spielen und plaudern konnte, wenn man mit einer vorgesehenen Summe beitrat. In deren Umfeld entwickelte sich bis zur Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ein buntes mondänes Leben, das als Hauptdarsteller unter anderem Vertreter der griechischen Königsfamilie, den Fürst Michele von Rumänien, den Herzog von Edinghburg und die Grafen Volpi di Misurata sah. Infolge der von der napoleonischen Regierung gewollten Unterdrückung der kirchlichen Institutionen und der resultierenden Enteignung einiger ihrer Grundstücke, gab es in den ersten Jahrzehnten des Neunzehnten Jahrhunderts viele freie Flächen auf der Insel, die als geeignet angesehen wurden, um die entstehenden Industrien zu beherbergen. So entstanden zahlreiche Mühlen, Teigwarenfabriken, Webereien, Färbereien und andere Manufakturen, die tiefgreifend die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung veränderten. Bis zu dieser Zeit hatten sie sich dem Gemüseanbau, dem Fischfang und den Aktivitäten rund um die Schifffahrt Gewidmet. Tatsächlich befand sich ganz Venedig um die Mitte des Neunzehnten Jahrhunderts in einem Prozess der Industrialisierung. Dadurch kam es zu einer Transformation der traditionellen Produktionsvorgänge mit einer daraus resultierenden Schaffung von neuen Siedlungen und neuen Architekturen. Generell meinte man, dass die neuen Gebäude in Anbetracht des Charakters Venedigs als Kunststadt die Erinnerung der Architektur der Vergangenheit aufrecht erhalten sollten, nämlich mit der Einfügung neoklassischer Elemente, die im Rahmen der eklektischen Bewegung wiederbelebt wurden.

Die schönste Mühle Italiens

In diesem Zeitrahmen entstand auch die erste Einheit der Mühle Stucky, Giovanni Stucky (1843-1910) kam aus einer antiken Familie von Waffenschmieden, die aus der Schweiz stammten. Sein Vater Giovanni Senior zog nach seiner Heirat mit der Venezianerin Domenica Forti nach Treviso, wo er eine kleine Mühle erbaut hatte, Giovanni Junior hatte während seiner Jugend die wichtigsten europäischen Hauptstädte besucht. Dabei hatte er sich ein bemerkenswertes technisches Wissen insbesondere in der Mahltechnik angeeignet, da er in diesem Bereich in Wien als Monteur und Prüfer gearbeitet hatte. Nach Treviso zurückgekehrt nahm auch er nach seiner Heirat eine kleine Mühle in Betrieb. Aber erfahren von seiner Reisezeit bemerkte er bald, dass die Zukunft seines Betriebes nur durch eine Anlage am Meer mit erheblichen Transporterleichterungen gesichert werden konnte. 1880 kaufte er das gesamte Grundstück des Klosters von San Biagio auf Giudecca. Das Kloster war schon mit dem napoleonischen Dekret con 1809 aufgelassen und 1882 ließ er die Gebäude demolieren, um die Basis der Mühle zu errichten. Dieses erste Bauwerk, das um einiges kleiner und sowohl in Form als auch in Dimension anders als in der weiteren Entwicklung war, unterschied sich von den seit dem Mittelalter die Wasserläufe kennzeichnenden Mühlen. Die Mahltechnologie gründete tatsächlich nicht mehr auf den traditionellen Mahlsteinen, sondern auf einem Zylindersystem von geriefeltem Stahl, der damals zum ersten Mal in Italien eingeführt wurde, In der Struktur war die Mühle 1884 schon ein großes rechteckiges Gebäude, an dassich in den Folgejahren mit der steigenden Produktionskapazität neue Baukörper anschlossen. Die Anlagen, die in diesem Zeitraum dampfbetrieben waren, erhöhten sich von einer anfänglichen Produktion von täglich 500 Dezitonnen auf 1500 im Jahre 1886 und auf 2500 im Jahre 1895, als Stucky eine Neustrukturierung des Gebäudes durch den deutschen Architekten Ernst Wullekopf (1858-1927) beschloss. Als V e r t r e t e r d e s — architektonischen ‘ Eklektizismus in der Schule Von Hannover behauptet, entwarf Wullekopf ein Projekt, das dem neugotischen Geschmack nahekam und mit der Gemeinde von Venedig kollidierte, die entschlossen war, eine Serie von Veränderungen vorzunehmen, die auf die Beseitigung der ausgeprägtesten nördlichen Zierden wie Spitzen und Zinnen abzielte. Das Gesamtprojekt wurde jedoch angenommen, auch unter dem Druck der Lokalbevölkerung, die in der neuen Fabrik eine wichtige Quelle von Arbeitsplätzen sah, Die Arbeit von Wullekopf bestand in einer Fusion der vorhergehenden und neuen Baukörper zu einer einzigen großen Fabrik, die ausgeprägt gotische Elemente mitromanischen Bezügen verband. Somit wurde das 1897 bereits beendete Bauwerk, das von einem robusten zehnstöckigen Turm überragt wurde, von Trevisani “die schönste Mühle Italiens” genannt.

Die schönste Mühle Italiens”

In diesem Zeitrahmen entstand auch die erste Einheit der Mühle Stucky, Giovanni Stucky (18431910) kam aus einer antiken Familie von Waffenschmieden, die aus der Schweiz stammten. Sein Vater Giovanni Senior zog nach seiner Heirat mit der Venezianerin Domenica Forti nach Treviso, wo er eine kleine Mühle erbaut hatte, Giovanni Junior hatte während seiner Jugend die wichtigsten europäischen Hauptstädte besucht. Dabei hatte er sich ein bemerkenswertes technisches Wissen insbesondere in der Mahltechnik angeeignet, da er in diesem Bereich in Wien als Monteur und Prüfer gearbeitet hatte. Nach Treviso zurückgekehrt nahm auch er nach seiner Heirat eine kleine Mühle in Betrieb. Aber erfahren von seiner Reisezeit bemerkte er bald, dass die Zukunft seines Betriebes nur durch eine Anlage am Meer mit erheblichen Transporterleichterungen gesichert werden konnte. 1880 kaufte er das gesamte Grundstück des Klosters von San Biagio auf Giudecca. Das Kloster war schon mit dem napoleonischen Dekret con 1809 aufgelassen und 1882 ließ er die Gebäude demolieren, um die Basis der Mühle zu errichten. Dieses erste Bauwerk, das um einiges kleiner und sowohl in Form als auch in Dimension anders als in der weiteren Entwicklung war, unterschied sich von den seit dem Mittelalter die Wasserläufe kennzeichnenden Mühlen. Die Mahltechnologie gründete tatsächlich nicht mehr auf den traditionellen Mahlsteinen, sondern auf einem Zylindersystem von geriefeltem Stahl, der damals zum ersten Mal in Italien eingeführt wurde, In der Struktur war die Mühle 1884 schon ein großes rechteckiges Gebäude, an das sich in den Folgejahren mit der steigenden Produktionskapazität neue Baukörper anschlossen. Die Anlagen, die in diesem Zeitraum dampfbetrieben waren, erhöhten sich von einer anfänglichen Produktion von täglich 500 Dezitonnen auf 1500 im Jahre 1886 und auf 2500 im Jahre 1895, als Stucky eine Neustrukturierung des Gebäudes durch den deutschen Architekten Ernst Wullekopf (1858-1927) beschloss. Als Vertreter des architektonischen Eklektizismus in der Schule Von Hannover behauptet, entwarf Wullekopf ein Projekt, das dem neugotischen Geschmack nahekam und mit der Gemeinde von Venedig kollidierte, die entschlossen war, eine Serie von Veränderungen vorzunehmen, die auf die Beseitigung der ausgeprägtesten nördlichen Zierden wie Spitzen und Zinnen abzielte. Das Gesamtprojekt wurde jedoch angenommen, auch unter dem Druck der Lokalbevölkerung, die in der neuen Fabrik eine wichtige Quelle von Arbeitsplätzen sah, Die Arbeit von Wullekopf bestand in einer Fusion der vorhergehenden und neuen Baukörper zu einer einzigen großen Fabrik, die ausgeprägt gotische Elemente mit romanischen Bezügen verband. Somit wurde das 1897 bereits beendete Bauwerk, das von einem robusten zehnstöckigen Turm überragt wurde, von Trevisani “die schönste Mühle Italiens” genannt.

Wachstum, Dekadenz und Verlassen der Mühle

Sosehr der definitive architektonische Charakter auch von Wullekopf geprägt worden war, erfuhr die Mühle Stucky in den Folgejahren erhebliche Veränderungen, die von den Anfordernissen der Aktualisierung der Produktionsstrukturen bestimmt waren, jedoch auch bedingt durch Brände, welche die Geschichte zeichneten. Der erste fand schon im Oktober 1895 statt und verursachte die Zerstörung des Teils der Weizensäuberung, der sofort wieder angepasst an den Gesamtstil des Komplexes aufgebaut wurde. Nach einem weiteren Brand im Jahre 1897 wurde Im Westen das neue Lager gebaut, und 1903, wenige Jahre später, wurde auch die große Teigwarenfabrik errichtet, die denjenigen von Neapel und Triest Konkurrenz machte, Andere Fabrikskörper wurden in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts hinzugefügt; von dem neuen Abschnitt der Silos, der sich hinter dem Turm dem Kanal San Biagio entlang erstreckte, bis zur Hinzufügung von Lagern dem Kanal von Lavraneri entlang (1922-1923) – um nur an einige zu erinnern, ln technologischer Hinsicht behauptete sich die Mühle Stucky weltweit als einer der Werke, die am modernsten und am neuesten Stand waren, Die Weizenladungen kamen vom Meer und wurden sowohl in die 22 Meter tiefen älteren Silos verteilt, als auch in die Jüngeren, die sich im neuen Abschnitt über neun Stöcke erhoben. Das Mahlwerk, das seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts mit elektrischem Strom versorgt war, konnte täglich 3500 Dezitonnen Weichweizen verarbeiten. Das automatisch durchgesiebte und gewogene Mehl kam dann in die Einsackmaschinen, die 5000 Dezitonnen in 10 Stunden verpacken konnten. Die Teigwareniabrik war in der Lage, täglich 250 Dezitonnen Teigwaren zu produzieren. Obwohl alle Arbeitsvorgänge automatisiert waren, gab es insgesamt 200 Arbeiter angestellt. Nach dem Tod von Giovanni Stucky (1910) ging der Betrieb an den Sohn Giancarlo über, der schon seit zwei Jahren der Direktor gewesen war. Einen ersten Kriesenmoment erlebte die Mühle schon während des Weltkrieges, als sich der Handelsaustausch verschlechterte und das Gebäude als Fliegerabwehrposten verwendet wurde, Aber vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in der Folge des Todes von Giancarlo Stucky konnte die Mühle die Konkurrenz der modernen Mühlen auf dem Festland nicht mehr schlagen, zumal sie auf den Landwegen einen Vorteil hatten, wohingegen die Mühle Stucky nicht mehr modernisiert wurde und sich schließlich als obsolet erwies. 1955 wurde die industrielle Aktivität eingestellt. 1979 in den Besitz des römischen lnstitutes für Immobilien übergegangen, ist es dann an die Gesellschaft “Acqua Pia Antica Marcia” weitergegeben worden, welche die Restaurierung im Hinblick auf eine Bestimmung als Wohnort, Hotel und Geschäitszone vorgenommen hat.